Die Kameraden rücken zusammen

Feuerwehren bilden vier Löschzüge, um ihre Einsatzbereitschaft zu gewährleisten

Der Spruch am Feuerwehrhaus Giesenslage stammt aus besseren Zeiten. Das Gebäude entspricht nicht mehr den heutigen Vorschriften, investiert wird aber wohl erstmal nicht. Foto: Karina Hoppe
Der Spruch am Feuerwehrhaus Giesenslage stammt aus besseren Zeiten. Das Gebäude entspricht nicht mehr den heutigen Vorschriften, investiert wird aber wohl erstmal nicht. Foto: Karina Hoppe

Die Ortsfeuerwehren der Verbandsgemeinde (VG)Arneburg-Goldbeck sollen enger zusammenarbeiten. Vier Löschzüge sind angedacht, in denen abseits der Einsätze vor allem gemeinsame Ausbildungen vorgesehen sind. Eine Konsequenz aus der Bedarfs- und Risikoanalyse, die unter anderem mangelnde Tageseinsatzbereitschaft feststellte. Parallel dazu wurde bereits im Verbandsgemeinderat gefragt: Wie lange können wir uns 24 Ortswehren leisten?

 

Von Karina Hoppe

 

Goldbeck Verbandsgemeindebürgermeister Eike Trumpf hatte es in seiner Rede auf dem Neujahrsempfang angekündigt: „Bei den Freiwilligen Feuerwehren wird die gemeinsame Ausbildung in Zukunft an Bedeutung gewinnen.“ Zwischen einigen Wehren funktioniere dies schon sehr gut, „wir sollten uns darauf noch mehr einstellen“. Vier Löschzüge sind angedacht, und das hat abseits der Vorteile gemeinsamer Ausbildung auch eine ganz elementare Funktion: Die Bedarfs- und Risikoanalyse hat den Feuerwehren der Verbandsgemeinde unterm Strich eine mangelnde Tageseinsatzbereitschaft attestiert. „Das wollen wir mit den Löschzügen kompensieren“, sagt Ronny Hertel, der Verbandsgemeindewehrleiter.

 

Die Feuerwehren betreten kein gänzliches Neuland. Was etwa die Ausrückebereiche betrifft, werde bereits jetzt zu 80 Prozent so gearbeitet, wie es für die Löschzüge vorgesehen ist, schätzt Hertel. „Wenn es Alarm im Industrie- und Gewerbepark gibt, rückt Hohenberg-Krusemark mit aus.“ So sei es ganz folgerichtig, dass die Kameraden aus den genannten Bereichen einen Löschzug bilden sollen. Ein weiterer fasst Hassel und Eichstedt zusammen, der dritte Werben, Iden und Hindenburg und der vierte Rochau und Goldbeck. Zum Teil hätte sich die Zusammenarbeit bereits automatisch gebildet. Eichstedt, Lindtorf und Baben kooperieren viel miteinander, genauso Iden, Hindenburg, Rohrbeck und Sandauerholz. Es soll perspektivisch kein ganzer Löschzug wegen einer kleinen Ölspur ausrücken, aber bei größeren Einsätzen schon. „Zu 95 Prozent weiß man ja im Vorfeld, wie groß die Einsätze sind, und es gilt immer, lieber einmal umsonst ausrücken“, so Hertel. Was die Ausbildung über das normale Feuerwehr-Einmaleins hinaus betrifft, sollen die Löschzüge sich auf bestimmte Bereiche spezialisieren. Für den Löschzug am Industriegebiet mache es etwa Sinn, den Bereich Chemie-Unfälle besonders ernst zu nehmen. Für Rochau und Goldbeck mit dem Unfallschwerpunkt B 189 gibt es wieder einen anderen Fokus. Dort könnte spezielle Ausrüstung – Abstützmaterialien etwa oder ein hydraulisches Rettungsgerät – stationiert werden. Nicht jede Feuerwehr könne perspektivisch alles vorhalten.

 

Alle Veränderungen sollen im Einvernehmen mit der Basis stattfinden, „die Kameraden müssen sich damit identifizieren können, sonst bringt es nichts“, so Hertel. Verbandsgemeindewehrleitung, Verwaltung, Ordnungsausschuss und das Fachplanungsbüro Köhler tüfteln aus, wie dies am besten gelingen kann.

 

Grundsätzlich gelte, „dass ich als Verbandsgemeindewehrleiter natürlich bestrebt bin, alle Ortsfeuerwehren zu behalten“, so Hertel. Ja, man könne sich fragen, welchen Sinn es hat, eine nicht aktive Wehr zu erhalten, „aber darüber entscheiden andere“. Diese anderen haben am Montag erst wieder über die Ausgaben für die Feuerwehr gesprochen. In der Sitzung des Verbandsgemeinderates war es einmal mehr Wolfgang Trösken, der betonte, „dass wir nicht umhin kommen werden, die Struktur der Feuerwehr anzufassen“. 24 Ortswehren seien auf Dauer nicht zu halten.

 

Vor diesem Hintergrund sei zum jetzigen Zeitpunkt auch die Investition in eine Fertigteilgarage und einen Bürocontainer für gut 40 000 Euro für die Feuerwehr Giesenslage nicht ratsam. Tatsächlich hat die Verwaltung die Ausgabe erstmal von der Liste gestrichen.

„Das muss aber sauberkommuniziert werden“

Neue Struktur für die Feuerwehr: 24 Ortswehren in vier statt fünf Löschgruppen

Die Wasserwehr hat ein Allrad-Modell und Einsatzkräfte hüten Traditionsfeuer: 2016 steht der Kurs auf Spezialisierung. Fotos: Archiv
Die Wasserwehr hat ein Allrad-Modell und Einsatzkräfte hüten Traditionsfeuer: 2016 steht der Kurs auf Spezialisierung. Fotos: Archiv

Von Antje Mahrhold

Arneburg-Goldbeck.

Spezialisieren will die Verbandsgemeinde 2016 die Schlagkraft ihrer Ortsfeuerwehren. Mit lokal sowieso schon gebündelter Kraft wirken die insgesamt 24 Ortswehren in fünf Löschgruppen und sind für alle 44 Städte, Gemeinden und Ortsteile Arneburg-Goldbecks zuständig. Im Laufe des Jahres soll die Anzahl auf vier Löschgruppen minimiert werden, empfiehlt Ordnungsamt-Sachgebietsleiter Karsten Rottstädt. „Die Feuerwehren der Verbandsgemeinde

brauchen eine neue Struktur“, begründet er. Brandschutzbedarfsplan und Risikoanalyse, womit sich Politik und Verwaltung seit vier Jahren beschäftigen, „sollen 2016 endlich fertiggestellt werden“, versprach Verbandsgemeinde-Chef Eike Trumpf im Neujahrswort. 2015 hatte ein Fachplaner ein Löschwasserkonzept entworfen, das mit einer Zisterne auf dem Burgberg in Arneburg bereits erste Umsetzungen erfahren hat. Ins Stadtgebiet Arneburg müsse weiter intensiv investiert werden. Etwa eine Million Euro sollen neue Löschleitungen dort voraussichtlich kosten. Es seien aber erst noch Details mit dem Wasserverband Stendal-Osterburg (WVSO) zu klären, heißt es. Für die neue Struktur werde derweil geklärt, welche Spezialisierungen die Löschgruppen übernehmen sollen. So sei etwa  die Löschgruppe Eichstedt für den Bereich lange Wegstrecken geplant. Die Spezialisierung müsse 2016 passieren, „damit die Verbandsgemeinde weiß, wo sie investieren muss“. Die Krux zwischen Handlungsbedarf und Finanznot sieht auch André Witwar. „Das muss aber sauber kommuniziert werden“, riet der Vorsitzende des Brandschutz-Ausschusses, als sich im jüngsten Verbandsgemeinderat abzeichnete, dass eine Garage in Giesenslage für 42 000 Euro gestrichen werden muss – wie es der Finanz-Ausschuss diese Woche dann beschloss (AZ berichtete). Nahezu zeitgleich hielt ein gebrauchter Ford Ranger bei der Wasserwehr Arneburg-Goldbeck Einzug – was nicht in allen Teilen des Gebietes Zustimmung fand. Das Allradfahrzeug soll auch für Fahrten zu Ausbildungen genutzt werden, kündigte Trumpf an. Er will, dass alle aktiven Kameraden „möglichst 40 Ausbildungsstunden und alle Atemschutzgeräteträger nötige Übungen und Untersuchungen“ absolvieren. Um tagsüber überhaupt einsatzbereit zu sein, hat die Verbandsgemeinde mit den Arbeitgebern Goldbecker Feuerwehrleute Verträge gemacht. Und mit dem Nachbarn Einheitsgemeinde Osterburg existiert seit 2015 eine kommunalrechtliche Vereinbarung, sodass „Osterburger Kameraden auch offiziell bei uns im Brandschutz tätig sein können“, dankt Trumpf Bürgermeister Nico Schulz.

Hier finden Sie die aktuellen

Waldbrandwarnstufen ->

Hier finden Sie die aktuellen

Pegelstände ->